Der erste Satz aus Finderlohn:
Aufwachen, Sie Genie
Das ist also nach Mr. Mercedes der zweite Teil der Bill-Hogdes-Trilogie. Der erste Teil hat mir nicht so gefallen, wie ich es von einem Stephen King gehofft hatte. Trotzdem wollte ich wissen, wie er mit dem pensionierten Polizisten weitergeht. Zusätzlich Interessierte mich dann auch die Handlung:
In den 1970ern wird ein alter Schriftsteller ermordet und der Mörder stiehlt neben ein wenig Geld auch hunderte vollgeschriebener Notizbücher, die er versteckt, kurz bevor für Jahrzehnte ins Gefängnis kommt. In dieser Zeit findet ein Junge das Geld und die Notizbücher. Und als der Mörder aus dem Gefängnis kommt, macht er sich auf die Suche nach den Notizbüchern und auf die Jagd nach dem Jungen.
Natürlich, Stephen King hat das Thema des besessenen Fans auch schon in „Sie – Misery“ verarbeitet, brauchen wir nicht weiter drüber reden. Hier nimmt er sich dem Thema nochmal anders an. Hier ist es nicht nur ein besessener Fan, sondern eigentlich gleich zwei, nämlich ein „guter“ und ein „böser“. Und dann gibt es noch den großen Faktor der Menschlichkeit, der bei all dem noch eine riesige Rolle spielt.
Obwohl jeder Versuch, die Geschichte zu beschreiben, etwa Dreiviertel des Inhalts wiedergibt, bleibt der Roman spannend und liest sich sehr gut runter. Zwei Sachen, die mir dabei sehr aufgefallen sind: Obwohl mir der erste Band nicht ganz so gut gefallen hat, wird dieser hier durch die Kenntnis des ersten umso großartiger. Es ist eine von Kings Spezialitäten, seine Werke in einem Universum spielen zu lassen und die Geschichten miteinander zu verbinden. Das tut der Geschichte extrem gut. Und zum anderen, wie es auch die Ärzte singen:
Denn du bist immer dann am Besten,
wenn’s dir eigentlich egal ist.
Es ist halt Stephen King. Und wahrscheinlich kann er schreiben, was er will und es wird veröffentlicht und gekauft. Einerseits ist das gruselig, andererseits gibt es ihm Freiheiten, die kaum ein anderer hat. So spielt er in diesem Roman beispielsweise extrem mit der Erzählperspektive, so wechselt er für eine einzige Szene in eine Drehbuchschreibe, nur um dann ganz normal weiterzuschreiben. Die Ambitionen, diesen Spieltrieb kenne ich bei vielen Autoren, wie auch bei mir und meinen Kommilitonen. Aber wenn wir das in Hildesheim beim Literarischen Schreiben einem Mentor vorlegen, dann werden solche Sachen rausgestrichen. „Das kann man sich unbekannter Schriftsteller nicht leisten.“ Stephen King kann das. Und als Leser ist das ein riesiger Spaß!
Finderlohn ist ein gutes Buch, ein spannender Thriller, der mich einerseits mit dem ersten Band versöhnt hat auch sehr Lust macht auf den letzten Teil der Trilogie.
Finderlohn von Stephen King wurde übersetzt von Bernhard Kleinschmidt und erschien bei Heyne. Der Verlag hat mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.
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