Seltsam, dass wir unseren Lieben große Neuigkeiten immer aus-gerechnet dann mitteilen, wenn sie im Koma liegen.
Der erste Satz aus I’m glad my mom died.
Ich kannte Jennette McCurdy vorher nicht, hatte nie iCarly gesehen, aber der Titel und das Cover haben auch bei mir funktioniert. Und weil wir dann eh unterwegs waren, war es auch sinnvoll, das gleich als Hörbuch zu hören.
McCurdy beschreibt eindrücklich, nah und schmerzhaft die toxische Beziehung zwischen Mutter und Tochter, aber auch zwischen sich und dem eigenen Körper.
Sie nimmt uns mit von der frühen Kindheit über ihre Schauspielkarriere, die sie selbst nie wollte, bis hin zur Gegenwart, mit vielen detailliert beschriebenen Zwischenstopps, meist gekoppelt mit Karrierepunkten, die ihre ganze Leidensgeschichte abbilden. Wenn man die Filme und Serien mit ihr kennt, wirkt dieser Blick hinter die Kulissen noch krasser, aber selbst für mich ist es nicht leicht, zuzuhören. Gerade weil ich manche Aspekte von auch in meinen Beziehungen kenne.
Doch selbst in dem Leid wiederholen sich irgendwann die Muster, ab einem gewissen Punkt verstehen wir alle, wie ambivalent, wie komplex und schmerzhaft ihre Beziehung zu ihrer Mutter ist, die ein oder andere kleine Nebengeschichte hätte es für mich nicht mehr gebraucht.
Ursprünglich war I’m glad my mom died ein Stand-up-Programm (das ich leider nicht online gefunden habe) und ich hatte manchmal das Gefühl, dass ein Teil des Humors sich teils durch die deutsche Übersetzung, aber auch durch die Umsetzung als Buch verliert. Was schade ist, weil es gerade diesen Witz, diese Leichtigkeit in der Tragik braucht, um alles irgendwie erträglich zu machen und um die Stärke und Selbstermächtigung zu zeigen, die McCurdy sich mühevoll zurückerobert hat und die sie ausmacht.
Eine schmerzhafte und wichtige Geschichte über Eltern-Kind-Beziehungen, in der ich mich und andere immer wieder auch gesehen habe.
I’m glad my mom died von Jennette McCurdy wurde übersetzt von Henriette Zeltner-Shane und Sylvia Bieker und gesprochen von Dagmar Bittner. Die Buchausgabe erschien bei S.Fischer, das Hörbuch bei Argon. Die Verlage haben mir Rezensionsexemplare zur Verfügung gestellt.
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