Der erste Satz aus Jack:
Ja, ich war da.
Ende der 1960er, Jan ist Literaturstudentin und besessen von Jack Kerouac, dem Idol der Beat-Generation und Autor von ‚Unterwegs‘. Dieser ist abgehalftert und hat sich fast zu Tode gesoffen, hat kaum noch Kontakt zu Menschen. Aber Jan will zu ihm und will die erste authorisierte Biografie über ihn schreiben.
Vor knapp zehn Jahren hatte ich meine große Hippie/Beatnik/Jack Kerouac/Tom Wolfe/Ken Kesey-Phase und ich habe mich tief in die Materie gelesen und gefühlt. Als ich Anfang des Jahres von Anthony McCartens neuem Roman über Kerouac gehört habe, habe ich mich sehr darüber gefreut, wieder in die Zeit einzutauchen. Genau das gelingt auch mit dem Roman. Er bringt mich zurück in die 1960er, ein Wiedertreffen mit alten Freunden, mit denen ich diese neue Geschichte erlebe.
Anfangs tue ich mich schwer, in die Geschichte aus der Ich-Perspektive einzutauchen. Ich mag Jans Art nicht, finde sie auch nicht sympathisch. Bis ich mich eingegrooved habe. Und der Roman seine erste Wendung nimmt. Davon hat McCarten einige und sie machen aus dem Roman mehr als die typische ‚junges Mädchen trifft auf grummeligen alten Mann und schafft Veränderung‘ – Geschichte. Zusätzlich glaube ich, dass der Roman besser funktioniert, je mehr man über Kerouac und die Zeit weiß. Weil es dann Irritationen gibt, die sich im Laufe des Romans umso sauberer Auflösen.
Eine sehr gut und schnell runterlesbare Geschichte über Identitäten und Idole, die voll in mein Unterhaltungsempfinden passt.
Der erste Wermutstropfen dabei ist das Gefühl einer Mogelpackung, wenn man den Roman aufschlägt. Das Buch ist eh schon dünn. Zusätzlich ist die Schrift offensichtlich größer als bei anderen aktuellen Büchern des Verlags, sodass zumindest ein paar Seiten noch dazukommen. Man könnte auch einfach zur Länge der Geschichte stehen und den Preis anpassen.
Schriftgrößenvergleich: Jack von Anthony McCarten mogelt sich Seiten hinzu. @diogenesverlag pic.twitter.com/vWfCOoaY5e
— Fabian Neidhardt (@jahfaby) March 22, 2018
Nachtrag, 28. März 2018: Ich habe mit Diogenes über die verschiedenen Schriftgrößen geredet und habe folgende Antwort bekommen:
Wir arbeiten je nach Umfang mit drei verschiedenen Schriftgraden und Satzspiegeln. Andere Verlage legen Schriftart, Schriftgröße und Satzspiegel für jeden Titel individuell fest. Natürlich dienen die Satzspiegel auch dazu, dem Buch eine gewisse Form zu geben – auch, damit bestimmte Titel nicht zu umfangreich werden, das geht also in beide Richtungen.
Andererseits bemisst sich ja der Wert eines literarischen Werkes nicht anhand der Seitenzahl.
Schön, dieser Einblick in die Produktion. Das Gefühl, dass ich beim ersten Aufschlagen des Buches hatte, kann ich im Nachhinein leider nicht mehr ändern.
Der zweite Wermutstropfen ist das Ende. Der letzte Twist von McCarten ist eigentlich ganz schön, aber leider relativ plump gemacht. Und dies ganz am Ende entlässt einen ein wenig enttäuscht in die Realität zurück. Trotzdem hat er mich angefixt und ich weiß, bald muss ich meine Hippie/Beatnik/Jack Kerouac/Tom Wolfe/Ken Kesey-Phase wieder aufleben lassen.
Jack von Anthony McCarten wurde übersetzt von Gabriele Kempf-Allié und Manfred Allié und erschien bei Diogenes. Der Verlag hat mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.
Schreibe einen Kommentar