Der erste Satz aus Was man von hier aus sehen kann:
Wenn man etwas gut Beleuchtetes lange anschaut und dann die Augen schließt, sieht man dasselbe vor dem inneren Auge noch mal, als unbewegtes Nachbild, in dem das, was eigentlich hell war, dunkel ist, und das, was eigentlich dunkel war, hell erscheint.
Wenn Luisas Oma von einem Okapi träumt, stirbt am nächsten Tag jemand. Aber das ist nicht das einzig Skurrile an diesem Ort. Da ist Martin, Luisas Schulfreund, der Gewichtheber werden will und deshalb alles hochhebt, was er findet. Da ist Marlies, die immer schlecht drauf ist und niemals das Haus verlässt. Und da ist der Optiker, der seit Jahrzehnten seine Liebe geheim hält.
Mariana Leky führt uns durch Luisas Leben, mit all den kleinen und großen Eigenheiten, mit all den guten und schlimmen Sachen, die so ein Leben begleiten. Es ist ein netter kleiner Roman über das Leben und den Tod, über die Liebe und die Trauer, verpackt in schöne Bilder und sepiafarbene Sprachspiele.
Manchmal bricht Leky ihre Erzählform, was wahrscheinlich kaum jemandem auffällt und auch nicht schlimm ist, das Buch funktioniert trotzdem. Ich brauchte ein bisschen, bin ich drin war, in der Betroffenheitsprosa, die es doch irgendwie ist, dann hatte ich bis zum Ende Unterhaltung.
Womit ich mich aber sehr schwer getan habe, ist Sandra Hüller als Sprecherin. Hüller habe ich erst seit Toni Erdmann im Bewusstsein, eine bemerkenswerte Schauspielerin, keine Frage. In diesem Hörbuch aber hilft sie mir als Hörer nicht, die Geschichte noch besser zu verstehen. Sie spricht schön und verständlich, aber sie füllt die Geschichte nicht mit Leben. Sie liest die Worte runter, in der immer gleichen leicht traurigen Haltung. Es sei denn, der Text zwingt sie dazu. Das kann ich mir anhören, aber Hüller macht es mir nicht so leicht, wie sie könnte. Meiner Meinung nach sogar sollte.
Es gibt vollkommen andere Meinungen zu ihrer Performance, sie war sogar nominiert als beste Interpretin für den deutschen Hörbuchpreis. In der Begründung heißt es ‚große Beiläufigkeit‘ und ‚angemessene Ruhe im Erzähltempo‘. Ich empfand es als nett und ohne Haltung runtergelesen.
Insgesamt eine nette Geschichte, die ich vielleicht lieber hätte lesen sollen.
Was man von hier aus sehen kann von Mariana Leky wurde gelesen von Sandra Hüller und erschien bei tacheles!. Die Buchfassung erschien bei DuMont. Der Verlag hat mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.
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