Der erste Absatz aus Kings of London:
De Gaulle wurde wiedergewählt. Robert Kennedy erschossen.Die Amerikaner kommen in Vietnam nicht weiter und stellen sich hinter Nixon. Die Sowjets haben Panzer nach Prag geschickt. Es ist Herbst 1968. Und London bleibt London. Obwohl es schon den ganzen Sommer über geregnet hat, regnet es immer noch.
Wir tauchen wieder ein in das London der 1960er. Wieder begleiten wir die Polizisten Breen und Tozer nach einem Fall, wie schon bei Abbey Road Murder Song. Und diese beiden Sachen, machen den Roman so schön.
Krimis gibt’s in rauen Mengen. Kann man mögen, lieben oder uninteressant finden. Hier geht es aber neben dem eigentlichen Krimi eben auch um die beiden Menschen und ihre Beziehung, was nochmal cooler, aber auch nicht einzigartig ist. Zusätzlich und am eindrücklichsten sind daher die Schilderungen des Alltags in London 1968.
Klar kenne ich die Musik aus der Zeit, kenne die Busse, die Farben, die Klamotten und das Lebensgefühl der einen Seite, und mag es. Shaw schafft es aber, mir neben dem klischeehaften und oft positivem Bild des Swinging London und der aufsteigenden Hippie-Ära plötzlich die andere, die düstere und realistische Seite zu zeigen, die der Arbeiter und einer in jeder Generation festgefahrenen Gesellschaft. Und weiter noch zeigt er mir all die Ecken und Kanten innerhalb des Swinging London, zeigt mir, dass nicht alles geil und schön und neu war, sondern eben auch anstrengend und manipulativ und verstörend und gewaltsam.
Der Krimi in Kings of London läuft bei mir nebenher. Aber das Zwischenmenschliche und Shaws Abbild von 1969, extrem lesenswert. Ich freue mich auf den letzten Teil der Trilogie, kommt Ende des Jahres.
Achja, Kleinigkeit, aber: Während das Cover und die CI sehr schön sind, verstehe ich zwei Sachen nicht: Warum wird der englische Originaltitel („House of Knives“) durch einen anderen englischen Titel ersetzt? Und warum macht sich keiner die Mühe, den Klappentext über den Autoren zumindest an dieses Buch anzupassen? Es ist einfach exakt der Gleiche des ersten Teils.
Kings of London von William Shaw wurde übersetzt von Conny Lösch und erschien bei Suhrkamp. Der Verlag hat mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.
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