Mit sieben passten seine Beine noch quer unter den Tisch, und er konnte gerade so aufrecht sitzen, es war zwar höllisch unbequem, aber immerhin ein sicheres Versteck.
Der erste Satz aus Mittnachtstraße
Sein Job macht ihn fertig, seine Familie ist gerade nur Ballast und keine Freude mehr und jetzt kommt raus, dass sein cholerischer Vater demenzkrank ist. Und Malte muss da irgendwie durch. Was bedeutet, ziemlich weit zurück in die Vergangenheit zu gehen, um ganz alte Dinge endlich zu klären. Was nie leicht ist.
Frank Rudkoffsky erzählt mit Mittnachtstraße eine Geschichte über Familie und Väter und toxische Beziehungen und Dinge, die alte Menschen gern „Tradition“ nennen. Und das ganze in einem Schrebergarten, was mich erstmal ziemlich abgeschreckt hat, weil das so gar nicht meine Szene ist. Aber Rudkoffsky erzählt frisch und modern, post-pandemisch mit so vielen kleinen Details, bei denen ich denke, „ja, ich auch!“, sodass das Setting für mich dann doch ziemlich gut funktioniert. Es ist ein Kammerspiel zwischen Schrebergarten und Klimawandel, zwischen Vater sein und immer im Schatten des eigenen stehen, klar und eindrücklich erzählt.
Mittnachtstraße von Frank Rudkoffsky erschien bei Voland & Quist. Der Verlag hat mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Transparenz: Frank und ich sind befreundet, was mich im besten Fall ehrlicher und unbarmherziger macht.
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