Ich weiß nicht mehr viel. Ich weiß zum Beispiel nicht, warum ich die Tür nicht gehört habe. Warum ich die beschissene Tür abends nicht einfach abgeschlossen habe. Oder warum mir nicht sofort klar war, dass da etwas falsch war – ganz fürchterlich falsch – als die Matratze unter seinem Gewicht nachgab. Warum ich nicht geschrien habe, als ich die Augen öffnete und sah, wie er unter meine Decke kroch. Oder warum ich mich nicht gewehrt habe, als es noch eine Chance gab.
Der erste Absatz aus The way I used to be
Wir sind viel in unserem Camper unterwegs und hören dabei sehr viele Podcasts und Hörbücher. Und manchmal fragt meine Partnerin, was ich hören will und ich sage, mach an, was du willst. So ging auch The way I used to be los. Und wie es losgeht.
Direkt in der ersten Szene kommt die Vergewaltigung, die Edens Leben komplett aus der Bahn wirft. Und mich erstmal genauso. Amber Smith schreibt ehrlich und direkt, ganz nah am Gefühl, am Schmerz, den wir mit Eden durchleiden.
Die kommenden zehn Stunden folgen wir Eden durch die Jahre danach, durch ihren Kampf zurück in ein Leben, das sie gerne führen möchte. In dem sie vielleicht sogar Beziehungen eingehen kann.
Eigentlich ist auch The way I used to be „nur“ eine Geschichte eines Mädchens, die einen Jungen trifft. Aber eben nicht die romantisierte Version davon. Zusammen mit Eden gehen wir durch die Verletzung, durch die Wut, durch die Selbstzweifel. Das ist immer wieder anstrengend und besonders am Anfang so explizit erzählt, dass ich das nicht als letztes hören möchte, bevor ich schlafen gehe. Aber es lohnt sich.
Besonders, weil Henriette Richter Röhl (unter der Regie von Yara Blümel) so nah und einfühlsam und unprätentiös spricht, dass ich gar nicht anders kann, als die Geschichte an mich ranzulassen. Großartiges Buch, toll gesprochen.
Mittlerweile ist auch Teil 2 draußen, The way I am now. Leider fehlt dem zweiten Teil viel der Stärke und Direktheit und der schmerzhaften Ehrlichkeit. Schade. Bleibt ein großartiger erster Teil.
The way I used to be von Amber Smith wurde übersetzt von Ulrike Brauns und gesprochen von Henriette Richter-Röhl. Die Buchausgabe erschien beim Adrian Verlag, das Hörbuch bei Silberfisch.
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