Menschen sehen selten so aus wie man es erwartet, selbst, wenn man Fotos von ihnen kennt.
Der erste Satz aus Black Box
Vor zehn Jahren habe ich mein erstes Buch von Jennifer Egan gelesen, A visit from the goon squad. Seitdem tauche ich immer wieder gern in ihre Geschichten und ihre Gedankenwelten. Schon damals wusste ich von ihrer Geschichte „Black Box“, die Egan zuerst als Tweets veröffentlicht hat, jeder Satz also kürzer als 140 Zeichen. Beim New Yorker kann man die ganze Geschichte lesen, aber ich bin damals an diesem poetischen und verdichteten Englisch gescheitert. Dass es dann irgendwann eine deutsche Fassung bei Schöffling gab, habe ich nicht mitbekommen, vor kurzem aber diese Hörspielfassung entdeckt.
Hörspiel ist in diesem Fall nicht ganz richtig. Eher ein mit Geräuschen und Musik versetztes Hörbuch. Luise Helm erzählt diese mit der Distanz, die Egan schon im Roman aufbaut, der Soundtrack tut sein Übriges.
Das Hörspiel geht nur 78 Minuten, quasi kaum mehr als eine Stunde. Sehr kurz also. Aber Jennifer Egan hat eine Geschichte verfasst, die so dicht und poetisch ist, die in ihren Lücken so viel Raum lässt, dass sich mir eine ganze Welt erschließt, die sehr lange nachhallt.
Black Box von Jennifer Egan wurde übersetzt von Brigitte Walitzek, gesprochen von Luise Helm und erschien bei Buch Funk.
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