Ich hab' ne Schreibmaschine im Zug vergessen. Das hat der Mitarbeiter der Bahn auch schon ewig nicht mehr gehört.
— Fabian Neidhardt (@jahfaby) November 26, 2014
Das Problem, wenn man über „die Bahn“ meckern will, ist, dass man ja immer nur von „der Bahn“ sprechen kann und keine einzelne Person adressieren kann. Das wird besonders dann deutlich, wenn man im Zug sitzt und schon weiß, dass man den Anzug nicht erwischen wird und die Nacht irgendwie in dieser fremden Stadt verbringen muss, aber der Bahnangestellte, der dir das im Zug gesagt hat, kann ja auch nichts dafür.
Dies hier ist anders. Eigentlich sind es eine Handvoll Leute bei der Bahn, die ich loben möchte, aber ich habe keine Namen, also lobe ich „die Bahn“:
Heute Morgen, nachdem ich sie in vier verschiedenen Zügen immer wieder mitgeschleppt habe, vergesse ich eine meiner Schreibmaschine beim Ausstieg in Hildesheim. Mir fällt das in dem Moment auf, als der Zug langsam den Bahnhof verlässt. Ich also direkt zum Service-Center.
Ich: Ich habe gerade etwas in dem ICE vergessen.
„Die Bahn“: Dann fährt das jetzt wohl nach Berlin.
Ich: So siehts aus.
„Die Bahn“ nimmt einen Block und einen Stift in die Hand.
„Die Bahn“: Dann wollen wir mal sehen, was wir da tun können. Was haben Sie denn vergessen?
Ich: Eine Schreibmaschine.
„Die Bahn“ lacht.
„Die Bahn“: Eine Schreibmaschine. Sowas gibt’s noch?
Ich: Ja, ein paar gibt’s noch. Diese war eine Privileg, aber ich glaube nicht, dass so viele andere Schreibmaschinen in dem Zug sind.
Im Schnelldurchlauf: Ich erkläre, wo ich saß, „die Bahn“ ruft direkt im Zug an und übermittelt das. Dann schreibt sie sich meine Handynummer auf. Kurz darauf klingelt mein Handy.
„Die Bahn“: Ja, Herr Neidhardt, mein Kollege hat die Schreibmaschine bisher nicht gefunden, das hat jetzt auf dem kurzen Dienstweg nicht geklappt. Da müssen Sie sich jetzt an den Fundservice der Bahn wenden, tut mir leid.
Ich: In Ordnung, dennoch vielen Dank fürs versuchen.
Das Problem mit dem Fundservice ist folgendes: Ich glaube nicht, dass jemand die Schreibmaschine klaut. Sie wird höchstwahrscheinlich in den Händen „der Bahn“ landen. Aber eben nicht in Hildesheim, sondern in Berlin. Und wenn ich mir die Schreibmaschine schicken lassen muss, zahle ich pauschal 20 Euro. Das übersteigt den materiellen Wert, kommt an den ideellen bei weitem nicht ran. Ein Dilemma. Dennoch, erstmal die Suchanfrage abschicken und sehen was passiert. Eine Stunde später klingelt das Handy wieder.
„Die Bahn“: Herr Neidhardt, der Kollege hat die Schreibmaschine gefunden. Wir machen das jetzt so, eine Kollegin sitzt im Zug nach Hildesheim und wird die Maschine um 14:23 Uhr hier wieder abgeben, dann können Sie sie einfach abholen.
Ich bin also um 14:23 Uhr wieder am Bahnhof, nehme meine Schreibmaschine in Empfang und sage „der Bahn“ danke. Wie gesagt, eigentlich waren es einfach ein paar Mitarbeiter, aber ich betrachte das als Seite „der Bahn“, die man nicht so oft zu sehen bekommt. Die es aber verdient hat, gesehen zu werden.
Schreibe einen Kommentar