
Auf Abspann bin ich wegen des Titels gestossen. Ich stehe auf Literatur und Filme und wenn also ein Buch Abspann heißt, könnte das interessant werden.
Steve Tesich war eigentlich Drehbuchautor, aus seiner Feder stammt unter anderem die Drehbuchversion von John Irvings Garp und wie er die Welt sah. Nebenbei hatte er aber auch zwei Romane geschrieben, welche beide zweimal in Deutschland veröffentlicht wurden. Ironischerweise wurde Abspann 1999 und 2006 veröffentlicht, schade für Tesich, der 1996 an einem Herzschlag verstarb und so keine der beiden Veröffentlichungen mitbekam. Das Erinnert mich ein bisschen an Stieg Larsson.
In Abspann geht es um Saul Karoo. Karoo ist Skriptflicker. Heißt, er verbessert schlechte Drehbücher und Filme und macht sie kommerziell erfolgreich. Bei einem Job erkennt er eine Schauspielerin wieder, es ist die leibliche Mutter seines Adoptivsohns Billy.
Er trifft sich mit ihr, verliebt sich und plant, die beiden wie in einem guten Drehbuch wieder zusammenzuführen. Aber das Leben ist kein Drehbuch.
Steve Tesich hat einen faszinierenden Roman geschrieben, der durch seine Hauptfigur brilliert. Offen plaudert „Doc“ Karoo über das Leben hinter der schillernden Fassade von Hollywood und seine Arbeit mit Drehbüchern. Insofern ist das Buch einerseits spannend aufgrund der Geschichte und andererseits spannend durch das Umfeld, von dem er erzählt.
Bukowski meets Homo Faber
Er erzählt in seiner ungewohnt frischen Sprache von all der Scheiße, die ihm passiert, obwohl er so reich und erfolgreich ist und er die meiste Zeit mit Menschen verbringt, denen er am liebsten aus dem Weg gehen würde. Und gleichzeitig spürt man seine Unfähigkeit, den Menschen, die er liebt, zu sagen, dass er sie liebt. Und trotz all der Überzeichnung findet man sich irgendwo doch wieder.
Ein krasser Roman, der Spaß macht und gleichzeitig zum denken anregt. Sehr gut!
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