Text: 360° & Ich

Im stetigen Fluss der Zeit haben 360° und ich eine ziemlich tiefe Freundschaft geschlossen. Dabei war unser erstes Aufeinandertreffen eher unangenehm.
Ich schwamm wie immer mitten im Strom des Lebens, allen Hindernissen ausweichend und meine Ellenbogen einsetzend auf der Überholspur und selbst wenn ich einen Rückspiegel gehabt hätte, ich hätte ihn nie benutzt. Und plötzlich gab es einen Knall und dann ging es los:

  • 15°: Verärgert merke ich, dass ich nicht mehr auf meinem strikten Weg bin.
  • 42°: Trotz aller Versuche, dagegen anzukämpfen, werde ich langsamer.
  • 88°: Das erste Mal auf meiner Reise sehe ich die Profile der anderen Mitschwimmenden und bin schockiert ob des Ausdrucks auf ihren Gesichtern.
  • 112°: Langsam sehe ich die Gesichter von vorne. Während ich, jetzt schon fast komplett rückwärts unterwegs bin. Und ich denke, wenn ich jemals die Zeit finde, in einen Spiegel zu blicken, dann hoffe ich auf meinem Gesicht einen anderen Ausdruck zu sehen.
  • 180°: Jetzt schaue ich genau in die andere Richtung, Menschen mit erstarrten und übermotiviertem Gesicht rasen nun an mir vorbei. Und zwischen all den Gestalten, sie zwar irgendwie unterschiedlich aussehen, sich aber dennoch gleich verhalten sehe ich plötzlich eine Gestalt, von der ich nie gedacht hätte, sie jemals zu sehen. Ich sehe mein früheres Ich. Und ich erschrecke, denn der Ausdruck auf meinem Gesicht ist der entschlossenste von allen. Mein früheres Ich ist schneller als all die anderen und kämpft sich seinen Weg durch den Strom.
  • 224°: Jetzt, erschrocken über mich und abgelenkt vom eigentlichen Strom sehe ich jene mit anderem Gesichtsausdruck. All jene, die nicht im Hauptstrom unterwegs sind. Sie sind langsamer unterwegs, machen Umwege oder schwimmen gar gegen den Strom. Und ein paar sind sogar Nichtschwimmer.
  • 284°: Die Ausdrücke auf den Gesichtern all jener, welche nicht im Hauptstrom unterwegs sind, sind unterschiedlich. Aber egal, wie sie aussehen, es ist ein schönerer Ausdruck.
  • 360°: Und dann ist es vorbei. Ich bin wieder auf meinem Weg und nichts ist mehr wie zuvor.

Mittlerweile haben 360° und ich also wie gesagt eine ziemlich gute Freundschaft geschlossen. Hin und wieder trifft es mich und es passiert wieder. Seit dem ersten Mal hat sich viel verändert, der größte Unterschied ist wohl der Gesichtsausdruck, den ich nun auf meinem früheren Ich sehe. Sobald ich ihn sehe, muss ich über mein früheres Ich lachen und freue mich für mein zukünftiges Ich.
Manchmal wünschte ich, ich könnte einen Blick in eines der Paralleluniversen werfen, in denen ich nie die Freundschaft mit 360° machen durfte. Dann würde ich mein anderes Ich zwar um einiger weiter vorne erblicken, aber obwohl ich es nur von hinten sehen könnte, kann ich mir den Ausdruck im Gesicht vorstellen und dann fröstelt es mich.

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Kommentare

  1. Avatar von Songline

    \Der Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung ändern können\, heißt es. Gut, wenn das dann auch bisweilen passiert. Ich denke, es ist wichtig, dass jeder seinen eigenen Weg findet. Egal, in welche Richtung er führt. Hauptsache, man hat ihn für sich selbst als richtig erkannt.

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