Text: Der Fotograf und das Mädchen, das nicht liest.

Sie hüpfte durch das Zimmer, nur mit einem Slip bekleidet.
Er lag im Bett und betrachtete sie dabei, wie sie seine Bilder betrachtete. Sie zeigte auf ein Bild, das in schwarz-weiss war.
„Wer ist das?“
Er stellte seine Kamera auf das Bild hinter ihren Finger scharf, sodass ihre Kontur den Rahmen des Photos bildete.
„Das ist unsere Bundeskanzlerin.“
„Stimmt, jetzt erkenne ich sie.“
Durch den Sucher folgte er ihrem Arm hoch zu ihrem Kopf, erfasste ihr Profil mit den kurzgeschorenen Haaren.
„Du hast wirklich noch nie ein Buch gelesen?“
Sie schüttelte den Kopf und sein Bild war weg.
„Ich hasse Bücher.“
Ihr Finger fuhr die Kontur des Eiffelturms nach.
„Wo steht der Turm nochmal?“
Jetzt sah er ihren schmalen Rücken durch die Kamera, die Umrisse ihrer Brüste waren gerade noch zu sehen.
„In Paris.“
Er drückte ab, bevor sie sich bewegen konnte.
„Hast du als Kind nichts vorgelesen bekommen?“
Sie ging zur nächsten Wand, zu den nächsten Bildern, die er geschossen hatte.
„Doch, aber das fand ich nie interessant. Hast du alle diese Bilder gemacht?“
Sein Sucher zeigte ihm ein hübsches Mädel vor einer Wand voller Bilder.
„Ja.“
Wieder drückte er ab.
„Es gibt Bücher, die sollte man in seinem Leben gelesen haben.“
Sie schüttelte den Kopf und drehte sich um.
„Ich schaue viel lieber Filme. Leg doch mal die Kamera weg.“
„Ich will keinen wichtigen Moment verpassen.“
Sie kam auf ihn zu und setzte sich zu ihm aufs Bett.
„Ich glaube, du verpasst eigenlich dein ganzes Leben, weil du auf der Suche nach dem richtigen Moment immer durch die Kamera schaust.“

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