Klar, ich kenne das Sonnendeck. Und seinen Auftritt vom Bachmannpreis 2006. Ansonsten bin ich gar nicht so sehr in der Musik oder in den Texten von PeterLicht. Aber wenn er in Stuttgart aus seinem neuen Roman „Ja okay, aber“ liest, will ich dabei sein.
Das Literaturhaus ist so voll, wie es in diesen Zeiten wohl sein kann. Alle am Platz mit Maske, nur auf der Bühne sind die Menschen ohne. Erst kurz Stefanie Stegmann, dann PeterLicht. Er muss Mitte 40 sein, aber er springt und bewegt sich auf der Bühne, als wäre er 20. Kein großes Hallo, keine lange Einleitung, PeterLicht setzt sich und beginnt mit am Anfang des Buches. Taucht in seinen Text ein und nimmt uns mit, ein Strom an Worten und Bildern, ohne Pausen, dafür mit einem Beat und voller Energie, die PeterLicht in den Text legt.
Es gibt kein Hörbuch zum Buch, aber wenn, dann müsste es – wie bei Sven Regener oder Thees Uhlmann – selbst gelesen sein. Nicht, weil er der beste Vorleser ist. Er gibt dem Text diesen Sog und die Dringlichkeit, die wohl nur er einbringen kann. Immer wieder muss ich bei der Lesung an die Texte von Peter Kurzeck denken, diese nie absetzenden Gedankenströme.
Peter Licht wechselt fast unbemerkt aus der Lesung in eine kurze Zwischensequenz und liest an einer anderen Stelle weiter. Dann ist es vorbei und er springt auf, wechselt von der Bühne zum Mikro, das danebensteht. Benedikt Filleböck kommt dazu, setzt sich an den Flügel und plötzlich sind wir im Konzert.
Vier, fünf, sechs Songs und eine Zugabe, und die beiden haben nicht nur sehr viel Spaß, sie schaffen es trotz dieser komischen Situation – Abstand, Sitzen, Masken, Literaturhaus – uns alle mitzunehmen. Wir wippen und nicken und singen mit, grinsen über die Texte oder summen – alles mit Maske.
PeterLicht zuzusehen, ist wie dem sechsjährigen, dem 22jährigen und dem 42jährigen in ihm gleichzeitig beim tanzen und Spaß haben zuzusehen. Und währen wir nur Klavier, Gitarre und Gesang haben, muss in seinem Kopf eine ganze Band, manchmal sogar ein Orchester samt Chor sein und das lässt er uns spüren.
Mein Highlight des Abends ist Dämonen vom neuen Album „Beton und Ibuprofen„. Weil es einerseits total PeterLicht ist, andererseits mich auf einer ganz anderen Ebene berührt und abholt.
Schade, dass wir in der Zeit sind, in der wir sind, und PeterLicht nicht so viele Abende bestreiten kann, wir er will. Wenn er irgendwo ist, geht hin. Es lohnt sich.
PS: Hier gibts noch mehr Fotos vom Abend.
„Ja okay, aber“ von PeterLicht erschien bei Tropen. Danke an den Verlag für die Einladung.
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