Straßenpoesie, für Emmanuel.
Der wichtigste Gott deiner Realität steht nackt vor dem fleckigen Spiegel und streicht sich über den leichten Ansatz des Bauches, das langsam ergrauende Haar, das immer weiter nach hinten wandert, und denkt darüber nach, ob er es heute schafft, ein wenig Sport zu treiben. Und dabei ärgert er sich über deine Wünsche, deine Nachrichten, dein Lechzen nach Glück, Freude und Zufriedenheit.
Hat er nicht genügend Probleme? Hat er nicht genug für dich getan? Hat dich gesund zur Welt gebracht und dich auf fast wundersame Weise durch das Leben geführt, ohne größere Verletzungen und Verluste. Und trotzdem kratzt du an der Tür, wie eine Katze, die in eine Hütte will, die sie nicht gebaut, an einen Herd, dessen Glut sie nicht gemacht. Der Gott denkt sich, kümmer dich doch selbst drum! Und dann drehst du dich um und gehst unter die Dusche, damit der Tag losgehen kann, denn du bist schon ganz schön spät dran.
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