Jasper Fforde und die Fanfiction

Vor kurzem habe ich einen kleinen Romanworkshop geleitet, an einem Samstag, mit sechs Teilnehmern zwischen 17 und 22, die alle auf Wattpad ihre Geschichten veröffentlichen.

Wattpad ist eine Plattform zum kostenlosen Lesen und Schreiben von Literatur. Vornehmlich findet man dort junge Autoren. Wattpad ist dabei auf das soziale Miteinander ausgelegt, man kann Kapitel schon lesen und kommentieren, bevor das gesamte Werk fertig ist, die Autoren können Bilder und Videos und Musik in die jeweiligen Kapitel einbinden, können nicht nur den Soundtrack ihrer Romane mitliefern, sondern auch eine Castliste, welche Schauspieler sich die Autoren bei welchem Charakter vorgestellt haben. Hauptsächlich findet man auf Wattpad Fanfiction, also Geschichten, die in einem schon bekannten Umfeld eines anderen Autors spielen. Beispielsweise die Geschichte von Hermione Granger, bevor sie nach Hogwarts kam. Die derzeit bekannteste Fanfiction sind wohl die „50 Shades of Grey“-Romane.

Sechs Leute also, die in diesem ganz eigenem Literaturuniversum unterwegs sind, sitzen mir gegenüber und ich lerne und sie lernen und wir lernen. Wattpad und die Community darauf hat ihre ganz eigenen Regeln, was „gut“ ist und was als Literatur funktioniert. Aber ein paar Regeln und Dinge, die ich so in meinem Schreibsein gelernt habe, funktionieren auch in dieser Welt.

Was mir unter anderem hängen bleibt, ist die Problematik der Fanfiction. Eigentlich ist sie ja nichts Neues und kommt im Ursprung aus einer Liebe zur Literatur und Geschichten. Eigentlich kann man sich als Autor geehrt fühlen, wenn jemand die von ihm entworfene Welt so sehr verinnerlicht hat, dass er noch mehr darüber wissen will und deshalb selbst Geschichten in dieser Welt spielen lässt. Das Problem ist aber, dass mittlerweile selbst auf einer Plattform wie Wattpad die Fanfiktion komisch beäugt wird. Weil der Großteil der dort zu findenden Geschichten derzeit One Direction-Fanfiction von ziemlich jungen Mädchen zu finden, die ihre Sexualfantasien ausleben.

Wir sind überein gekommen, dass die Fanfiction dadurch derzeit ein eher schlechtes Bild bekommt.

Kurz darauf, vor ein paar Tagen war ich bei den Stuttgarter Buchwochen auf der Lesung von Jasper Fforde. Ich habe bisher nur einen Roman von ihm gelesen, „Die letzte Drachentöterin„. Dies und Menschen, die ich kenne, wieder Grund genug, auf die Lesung zu gehen.

Man merkt, dass Fforde schon um einiges bekannter ist, als Watson. Der Saal ist voller, die Stimmung eine andere. Nicht „ach, da ist eine Lesung, ich kenne den Autor zwar nicht, aber ich gehe mal hin“, sondern „Jasper Fforde liest, da müssen wir hin!“ Fast auf jedem Tisch liegt mindestens ein Roman von Jasper Fforde und witzigerweise sitzt er selbst einfach mitten unter den Leuten.

Dann stehen er, der Sprecher Götz Schneyder und der Moderator Wolfgang Tischer auf und gehen auf die Bühne. Schlagartig wird es still. Und im Laufe der kommenden zwei Stunden merkt man auch, dass Fforde viel Erfahrung auf Bühnen hat. Und ich frage mich wieder einmal, warum man als reiner Leser auf solche Veranstaltungen geht. Weil oft geht es mehr um die Schreibkultur der jeweiligen Schriftsteller. Für mich extrem spannend, aber wenn jemand nur Leser ist? Ich weiß es nicht. Aber die Stimmung ist wunderbar, es sieht so aus, als habe jeder Spaß.

Und dann, sehr weit am Ende, spricht Wolfgang Jasper Fforde auf Fanfiction an. Naheliegend, hätte er das nicht gemacht, hätte ich das während der Fragerunde gemacht. Weil Ffordes bekannteste Romanreihe jene um Thursday Next ist, diese „Literaturagentin“, die immer wieder in bekannte Bücherwelten eintauchen muss, um dort Probleme zu lösen. Das heißt, er selbst nutzt existierende Literaturwelten und vermischt sie mit seinen Ideen. Überraschenderweise sagt er, ja es gäbe auch Fanfiction seiner Romane, aber er liest diese nicht, weil er das nicht mag, wenn jemand seine Welt für eigene Geschichten nutzt. Anfangs sei er sogar erbost gewesen, weil er nicht verstand, warum Menschen nicht ihre eigene Fantasie nutzen. Dann habe er aber realisiert, dass dies eine Art Honorierung des Autors und seiner Welten ist, er aber dennoch kein Interesse hat, diese zu lesen. Ich hake nochmal nach, dass ich diese Einstellung komisch finde, schreibt er ja selbst sowas wie Fanfiction. Aber irgendwie kommen wir da nicht zusammen. Nicht so schlimm, war dennoch ein toller Abend.

Immer noch denke ich, Fanfiction ist erstmal nichts schlechtes. Zeigt es doch die Möglichkeiten, die eine literarische Welt eröffnen kann. Dass er selbst auf Plattformen wie Warttpad so schlecht wegkommt, ist schade und hoffentlich kriegt das Genre noch seine Kurve.

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Kommentare

  1. […] Jasper Fforde auf der Buchwochen in Stuttgart. […]

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