In unseren multimedialen Zeiten ein klassisches Drama zu veröffentlichen ist mutig, aber keine Garantie für einen Bestseller. Was aber, wenn der Inhalt die Form selbst heute rechtfertigt? Schon der Name ist ganz klassisch der Name der Hauptfigur: „Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg“. Der Inhalt? Ganz dem Regeldrama entsprechend folgen wir in fünf Akten (samt Coda) dem Aufstieg des ehemaligen Verteidigungsministers und seinem Fall durch die Plagiatsaffäre. Dabei wird die Geschichte von vier Instanzen erzählt: Dem Volk, den Medien (den Chor ersetzend), dem Ankläger und Guttenberg selbst. Dabei steigt der Unterhaltungswert mit dem „historischen“ Wissen über Guttenbergs Leben, denn das Drama macht sich sein Thema vollkommen zu eigen und besteht zum größten Teil selbst aus Zitaten: Medienberichte, Leserkommentare, Redenabschriften und natürlich die Doktorarbeit selbst werden den vier Instanzen zugewiesen und gegenüber gestellt, natürlich mit vollständiger Quellenangabe. Der Witz und die Brillanz des Werkes zeichnet sich durch diese Zitation aus und mehr als einmal denkt man sich, das kann doch so nicht wirklich gesagt worden sein. Ist es aber. Und das viel zu oft. In der Coda vollführt sich dann die Kür, das selbst erschaffene Martyrium des Freiherren, das von den Medien aufgegriffen wird und vom Volk gefeiert wird.
Das Drama ist eine bissige Mediensatire und eine feine Gesellschaftskritik, deren Form nicht besser gewählt sein könnte. Der Zeitpunkt dagegen schon. Wäre das Büchlein im Fahrwasser der Affäre erschienen, hätte es den verdienten Erfolg haben können. Jetzt ist es ein Juwel für Kenner.
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