“Er sagte: “Ich hab Hunger.”
Und wenn ich jetzt sage: Es war Ende des Monats. Und wenn ich jetzt sage: Er hatte noch genau 34 Cent im Portemonnaie. Und wenn ich jetzt sage: Er hatte morgens eine Scheibe Toast gegessen. Und wenn ich jetzt sage: Das war alles, was er an diesem Tag gegessen hatte. Und wenn ich jetzt sage: Er hatte am Tag zuvor Pfandflaschen weggebracht und sich von dem Geld Brötchen gekauft. Und wenn ich jetzt sage: Sein Konto war so weit im Minus, dass der Automat kein Geld mehr ausspuckte. Sagst du dann: Wir leben doch in Deutschland? Sagst du: Hier hungert doch keiner? Sagst du: Man bekommt doch Geld vom Geldamt, wenn man keine Arbeit hat? Sagst du: Man muss eben mit dem Geld haushalten, das man bekommt? Sagst du: Selbst Schuld! Sagst du: Wenn man arbeiten will, dann findet man auch Arbeit? Sagst du: So ist es eben?
Ich sage dir: Er hatte Hunger.”
– Nordstadt von Annika Büsing
Originalpost auf „was übrig bleibt“, eine Sammlung unterstrichener Sätze, gefundener Worte & liegengebliebener Gedanken aus Büchern, die wir lesen und lieben.
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