Ende 2015 saß ich mit einer Schreibmaschine in einem Club und habe Geschichten auf Postkarten für Vorbeitanzende getippt. Dabei habe ich Flo kennengelernt, eine Französin. Wir kommen ins Gespräch und ich frage sie nach ihrem Alter, schätze sie älter als sie ist und entschuldige mich dann dafür. Sie zuckt mit den Schulten und sagt, „Das ist okay, ich freue mich, wenn wir alt werden. Ich war da, vor drei Wochen, in Paris. Nicht in dem Club, aber in Paris, und ich kannte ein paar der Leute. Ich bin dankbar, dass ich alt werden kann.“
Vor wenigen Tagen ist einer meiner Großcousins gestorben. Er ist wohl in der Dusche ausgerutscht und hat sich das Genick gebrochen. 16 Jahre alt, zum ersten Mal ein Wochenende allein zuhause.
Die Anschläge in Paris, selbst die in Berlin waren weit weg, kaum in der Möglichkeit meiner Realität. Aber duschen gehe ich jeden zweiten Tag. Wie banal. Wie nah.
Ich habe gestern meine ersten beiden grauen, fast weißen Barthaare entdeckt. Zuerst dachte ich, scheiße, jetzt werde ich alt. Und dann aber: Wie dankbar ich dafür bin.
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